Ikonografie; Kunstgeschichte
Das Archiv sammelt Dokumente und Druckwerke mit Bezug zum Kunsthistoriker und Begründer der Ikonografie Aby Warburg (1866-1929) und seiner kulturwissenschaftlichen Bibliothek sowie zu Forschern seines Umkreises, die Warburgs Ideen und Methoden aufgegriffen haben wie Fritz Saxl (1890-1948) und Erwin Panofsky (1892-1968).
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Sammlungen
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Das Archiv wurde seit ca. 1985 im Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg zusammengetragen und dann vor allem mit Mitteln des Leibniz-Preises 1991 ausgebaut und seit Errichtung der Aby-Warburg-Stiftung 1993 und der Wiederherstellung des Warburg-Hauses dort loziert und mit Mitteln der Stiftung weiter ausgebaut.
Das Gebäude der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg in der Heilwigstraße 116 wurde 1925/26 von Gerhard Langmaack unter Mitwirkung von Fritz Schumacher errichtet. Hinter der an die großen Staatsbauten Schumachers erinnernden Backsteinfassade entwickelt sich ein rational durchgegliederter Baukörper aus dem dreigeschossigen, zur Straße gelegenen Bürotrakt, dem viergeschossigen Bücherturm und dem elliptischen, in den Garten reichenden Lesesaal.
Der Bauherr, Abraham (Aby) Moritz Warburg, hatte als Erbe der traditionsreichen Hamburger Warburg-Bank auf seine Anrechte verzichtet und Kunstgeschichte studiert. Die von ihm seit 1903 aufgebaute Bibliothek, die zunächst im Privathaus in der Heilwigstraße 114 untergebracht war, widmete sich der Erforschung eines von der offiziellen Wissenschaft bisher übersehenen Gebietes: dem "Nachleben der Antike". Die über der inneren Eingangstür in Stein gemeißelte Inschrift "MNEMOSYNE" (gr.: Erinnerung) nimmt darauf Bezug. Mit dem Umzug in den Neubau erhielt die Bibliothek den Status einer halb-öffentlichen Institution und entwickelte sich zu einem auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannten "Laboratorium des Geistes", das zahlreiche bedeutende Gelehrte anzog.
1933 wurde die inzwischen auf 60.000 Bände angewachsene Bibliothek, vor den nationalsozialistischen Machthabern nach London in Sicherheit gebracht, wo sie noch heute als "The Warburg Institute" fortbesteht; siehe: http://warburg.sas.ac.uk/home/.
Nach fünfzig Jahren kommerzieller Nutzung - u.a. drehte man in der Heilwigstraße die erste Tagesschau - hat die Freie und Hansestadt Hamburg 1993 das Gebäude erworben und renoviert; denkmalgerecht wiederhergestellt wurde der ovale Lesesaal, Warburgs "Arena der Wissenschaft". Mit Vortragsreihen, Stipendien und einer "Warburg-Professur" will die Aby-Warburg-Stiftung, die das Haus unterhält, an die kulturwissenschaftlichen Forschungen des Bibliotheksgründers anknüpfen. Ferner sind hier Abteilungen des Kunstgeschichtlichen Seminars untergebracht: die Forschungsstelle Politische Ikonographie mit ihrem "Bildindex" und dem Gemeinschaftsprojekt Warburg Electronic Library, in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg, das Graduiertenkolleg zur Politischen Ikonographie sowie das Warburg-Archiv mit dem Archiv zur Wissenschaftsemigration.
Das Archiv widmet sich der Forscherpersönlichkeit Aby Warburg, der von ihm begründeten kulturwissenschaftlichen Bibliothek und den in ihrem Umkreis tätigen Wissenschaftlern. Die archivierten Materialien, die teils aus Originalen, teils aus Kopien bestehen, geben ferner Auskunft über die (Vor-) Geschichte des Hamburger Kunstgeschichtlichen Seminars und die Geschichte der Disziplin insgesamt. Bedeutende Bestandteile des Archivs sind Vorlesungsmitschriften Hamburger Hochschullehrer, darunter die einzige überlieferte Aufzeichnung einer Vorlesung von Ernst Cassirer, sowie Nachlässe und Teilnachlässe emigrierter Kunsthistoriker.
Aus Mitteln des 1991 an Martin Warnke verliehenen Leibniz-Preises konnte zudem die gesamte Hamburger und spätere Londoner Buchproduktion der Warburg-Bibliothek, die sonst nirgends in Deutschland so vollständig vorliegt, erworben werden. Das Warburg-Archiv erinnert mit seiner Sammlung an eine produktive und innovative Periode des Hamburger Seminars. Durch die erzwungene Emigration zahlreicher Fachvertreter sind wichtige Anstöße gerade der Hamburger Schule vor allem in England und in die USA wirksam geworden, um schließlich auf die weltweite Entwicklung der Disziplin bedeutenden Einfluss zu nehmen.
Zu den aktuellen Forschungsvorhaben, an denen das Warburg-Archiv beteiligt ist, gehört die Gesamtausgabe der Schriften des Bibliotheksgründers. (Quelle: Website)
Im Warburg-Haus befindet sich der Index zur Politischen Ikonografie (siehe:www.warburg-haus.de/texte/forsch.html) mit ca. 500.000 kleinen Fotos und originalem Material. Zu den angegebenen Stichworten in der Bestandsbeschreibung steht Literatur zur Verfügung.
Angeschlossen ist ein Archiv zur kunstgeschichtlichen Wissenschaftler-Emigration sowie ein Archiv zur Erforschung der Hamburger Kunstgeschichte und Künstlerverfolgung in der NS-Zeit, das alle erreichbaren Materialien zu Leben und Werk von etwa 150 Künstlern enthält. (Quelle: Website)
Gesamtausgabe von Warburgs Schriften:
I, 1-2: Die Erneuerung der heidnischen Antike. Kulturwissenschaftliche Beiträge zur Geschichte der europäischen Renaissance; Nachdruck der Ausg. von 1932, hgg. von Horst Bredekamp und Michael Diers, Berlin 1998
Dieter Wuttke, in Verbindung mit Carl Georg Heise, Hg.: Aby M. Warburg. Ausgewählte Schriften und Würdigungen, Spaecula Spiritualia Bd. 1, hgg. von Dieter Wuttke, Baden-Baden 1979
Aby Warburg - Akten des internationalen Symposions Hamburg 1990,
hgg. von Horst Bredekamp u.a., Schriften des Warburg-Archivs im Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg Bd. 1, Berlin 1991
Michael Diers: Warburg aus Briefen. Kommentare zu den Kopierbüchern der Jahre 1905 bis 1918, Schriften des Warburg-Archivs im Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg Bd. 2, Berlin 1991
Ron Chernow: Die Warburgs: Odyssee einer Familie, Berlin 1994
Karen Michels/Martin Warnke, Hg.: Deutschsprachige Aufsätze, Studien aus dem Warburg-Haus, Berlin 1998
Dorothe McEwan, Hg.: Ausreiten der Ecken. Die Aby Warburg / Fritz Saxl Korrespondenz von 1910 bis 1919, hgg. von Martin Warnke und Nicholas Mann, Kleine Schriften des Warburg Institute London und des Warburg-Archivs im Warburg Haus Hamburg Bd. 1, Hamburg 1998
II, 1: Der Bilderatlas Mnemosyne, hgg. von Martin Warnke und Claudia Brink, Berlin 2000
II, 2: Bilderreihen und Ausstellungen, hgg. von Uwe Fleckner und Claudia Brink, Berlin 2000
VII: Tagebuch der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg, hgg. von Karen Michels und Charlotte Schoell-Glass, Berlin 2001
Ernst H. Gombrich: Aby Warburg. Eine intellektuelle Biographie (1946) Neuausgabe, Hamburg 2012
Der Bestand enthält:
- Bücher, schriftliche Zeugnisse Warburgs und aus seinem Umkreis
- Seminar-Materialien aus dem Kunstgeschichtlichen Seminar seit Erwin Panofsky (1892-1968)
- Autografen aus dem Umkreis Warburgs, desgleichen Fotos
- Nachlässe
Die Nachlässe folgender Personen sind archiviert:
- William S. Heckscher (1904-1999) mit Korrespondenz und Zettelkästen
- Heyde Heimann (Korrespondenz mit Panofsky und Erich Auerbach)
- Meyne (Nachschriften nach Vorlesungen aus Hamburg und Berlin)
- Max Raphael
- Isermeyer
- Krönig
- Annie Warburg (München)