Pädagogik; Institutionengeschichte
Das Archiv bewahrt historische Dokumente zur Schulgeschichte seit dem 16. Jahrhundert auf.
Sammlungen
Akten
Heinrich von Witzleben beauftragte 1549 Georg Fabricius, einen Schüler Melanchthons, nach dem Meißner Vorbild eine Klosterschule im ehemaligen Zisterzienserinnen-Kloster Roßleben einzurichten. 1554 wurde der Unterricht aufgenommen. Die seitdem entstandene bedeutende Bibliothek und das Archiv fielen 1686 einem Großbrand zum Opfer. 1742 konnte in einem neuen Gebäudeensemble der Lehrbetrieb wieder aufgenommen werden. Auf eine neue Bibliothek mit 232 Exemplaren verweist ein Katalog von 1780. Rektor Benedikt Wilhelm (1763-1847) förderte gezielt den Aufbau dieser Einrichtung für die Schule, die 1836 einen Bestand von 6.000 und 1893 von etwa 10.000 Bänden – darunter auch eine Lippert'sche Daktyliothek – aufwies.
Während der DDR-Zeit war die Stiftung aufgelöst und die altsprachlichen und theologischen Werke wurden weitestgehend an Universitäten und Antiquariate abgegeben. Nachdem die Stiftung Klosterschule Roßleben 1992 wieder in ihre Rechte eingesetzt wurde, haben die historische Schulbibliothek und das Stiftungsarchiv ihren Platz in der Erbadministratur.
Das Archiv ist heute im Erdgeschoss der Erbadministration auf dem Klosterschulgelände untergebracht. Ein Raum präsentiert den Besuchern eine Reihe von Exponaten, die größtenteils von ehemaligen Zöglingen und Gönnern gestiftet und per se interessante Zeitzeugnisse der Geschichte sind. Zu den größten Kostbarkeiten gehören die Bestätigungsurkunde für das 1140 gegründete Kloster von Papst Innocenz II. aus dem Jahr 1142, der Schutzbrief Kaiser Barbarossas von 1174, die Original-Liste der ersten 60 Schüler sowie die erste Schulordnung von 1554.
Ein zweiter Raum umfasst Akten von 1450 bis heute. Diese enthalten u.a. Kauf-, Pacht - und Bauverträge, Flurkarten, Personal- und Schülerakten, Jahresberichte der Klosterschule, Fotomaterial und seit 1817 vollständig erhaltene Abiturunterlagen.
Der dritte Raum ist als Präsenzbibliothek eingerichtet; zu den ältesten Büchern gehören eine hebräische Bibel von 1587 und 21 in Schweinsleder gebundene Bände des "Theatrum Europaeum" (1662-1738).
Ehemalige Schüler und Schülerinnen:
Friedrich Wilhelm von Trebra (1740-1819), Oberberghauptmann
August Thieme (1780-1860), Dichter des Weimarer Dichterkreises
Hartmann von Witzleben (1805-1878) Oberpräsident der Provinz Sachsen und Erbadministrator der Klosterschule Roßleben
Carl Ludwig Nietzsche (1813-1849) Pastor und Vater des Philosophen
Friedrich Nietzsche (1844-1900), Philologe und Philosoph
August Nebe (1826-1895), Pastor in Roßleben und Historiker
Alfred Hoche (1865–1943), deutscher Psychiater und Neurologe, Mitverfasser der Schrift "Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens", 1920
Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk (1887-1977), Reichsfinanzminister
Hans Graf von Kanitz (1841-1913), Mitglied des Reichstags des Norddeutschen Bundes, des Preußischen Abgeordnetenhauses und des Deutschen Reichstags
Georg Graf von Kanitz (1842-1922), Hofmarschall, Vize-Zeremonienmeister, Mitglied des Deutschen Reichstags
Wilhelm Graf von Kanitz (1846-1912), preußischer Generalleutnant
Victor Ritter Borosini von Hohenstern (1872-?), Offizier und Diplomat
Friedrich von Kessel (1896-1975) Politiker
Wolf Heinrich Graf von Helldorf (1896-1944), Reichstagsabgeordneter, Berliner Polizeipräsident, nach Attentat auf Hitler hingerichtet
Albrecht von Kessel (1902-1976), Diplomat, Mitglied des Kreisauer Kreises und Freundeskreises um Adam von Trott zu Solz
Wichard von Alvensleben (1902-1982), Land- und Forstwirt, befreite 1945 als deutscher Offizier prominente SS-Geiseln in Südtirol
Ulrich-Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld (1902-1944), Ordonanzoffizier bei Feldmarschall Erwin von Witzleben, nach dem Attentat auf Hitler
Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904-1944), Mitbegründer des Kreisauer Kreises
Brüder Berthold und Claus Graf Schenk von Stauffenberg, nach dem Attentat auf Hitler hingerichtet
Nikolaus Christoph von Halem (1905-1944), Jurist, nach dem Attentat auf Hitler hingerichtet
Johann Adolf Graf von Kielmansegg (1906-2006), General der Bundeswehr, NATO-Oberbefehlshaber Alliierte Streitkräfte Europa Mitte, Kommandant der Ehrenlegion
Heinrich Ahasverus Graf von Lehndorff-Steinort (1909-1944), nach dem Attentat auf Hitler hingerichtet
Eberhard von Breitenbuch (1910-1980), gehörte zum Kreis der Widerstandskämpfern gegen Hitler, Oberforstmeister, Rittmeister und zuletzt Gutsherr auf Remeringhausen am Deister, Rechtsritter des Johanniterordens
Johannes Steinhoff, (1913-1994), Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg, General der Bundeswehr und Inspekteur der Luftwaffe, Vorsitzender des NATO-Militärausschusses
Egbert Hayessen (1913-1944), Militärlaufbahn, ab November 1943 im Stab von General Olbricht, nach dem Attentat auf Hitler hingerichtet
Joachim-Hermann Scharf (geb. 1921), Anatom und Biologe
Rainer Kirsch (1934-), Schriftsteller, Lyriker und Maler
Annekatrin Thiele (geb. 1984), Silbermedaillengewinnerin bei der Olympiade 2008 im Ruder-Doppelzweier, 3. Platz Weltmeisterschaft im Doppelvierer 2009, Europameisterin im Doppelzweier 2010, 6. Platz Weltmeisterschaften im Einer 2011 und Silbermedaillengewinnerin bei der Olympiade 2012 im Doppelvierer
Steffen Sauerbier (geb. 1975) , seit November 2012 Bürgermeister der Stadt Roßleben (Quelle: Website)
Coelestin August Just: Ueber die jetzige Beschaffenheit der Closter-Schule Roßleben nebst einigen vorausgeschickten pädagogischen Bemerkungen, Erfurt 1788; Digitalisat
Album der Schüler zu Kloster Roßleben von 1742-1854, Halle 1854; Volltext
Programm der von der Familie von Witzleben gestifteten Klosterschule Roßleben, Halle 1858; Volltext
August Nebe: Geschichte des Klosters Rossleben, in: Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Alterthumskunde, 1885
Stiftung Klosterschule Roßleben und Staatliches Gymnasium Klosterschule Roßleben, Hg.: Klosterschule Roßleben: Zeitreise durch eine Traditionsschule, Jena/Quedlinburg 2004
Matthias Ludwig: Rossleben, in: Die Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und Thüringen, bearb. von Friedhelm Jürgensmeier und Regina Elisabeth Schwerdtfeger, Germania Benedictina IV, St. Otilien 2011, S. 1.350-1.363
Der Bestand enthält Urkunden, das Kloster Augustiner-Chorherren und später Zisterzienserinnen betreffend, darunter:
- Gründungsurkunde Papst Innocenz II. (1142)
- Schutzbrief Kaiser Friedrich I., gen. Barbarossa (1174)
- 83 Original-Urkunden zur Entwicklung des Klosters bzw. zu Angelegenheiten der zum thüringischen Uradel zählenden Familie von Witzleben (Klostervögte)
Sowie Akten (1450-1950) zu:
- Kauf-, Pacht und Bauverträgen
- Prozessakten etc., zu Kloster, Schule und Familie von Witzleben
Zudem sind Schulakten seit Gründung, beginnend mit der Original-Liste der ersten Schüler und der Schulordnung von Georg Fabricius (1554), vorhanden.
Ebenfalls Teil des Bestands:
- Schulchroniken, vollständige Namensliste aller Schüler, Rektoren, Lehrer und Pfarrer der Klosterschule seit 1554
- Personalakten
- Zeugnisse
- Abiturarbeiten, vollständig seit 1817
Exponate als Stiftungen ehemaliger Zöglinge und Gönner, u.a.:
- Bibel der Kaiserin Auguste Victoria (1858-1921)
- Kircheninventar
- Daktyliothek als Geschenk des sächsischen Königs Friedrich August I.
Historische Buchbestände u.a.:
- Nachlass von Klosterpfarrer J.C. Silber, 18. Jahrhundert
- F.C. von Möllendorff, Anfang 19. Jahrhundert
- W.L.G. von Eberstein, Anfang 19. Jahrhundert
- Rektor Benedikt Wilhelm, 19. Jahrhundert
Fotos aus dem 19. und 20. Jahrhundert