Ortsgeschichte; Kunsterziehung
Die kunst- und kulturhistorisch bemerkenswerte Wredowsche Kunstsammlung verdankt ihr Entstehen wahrscheinlich der im 19. Jahrhundert üblichen Vorbildersammlung von kunstgeschichtlichen Anschauungsbeispielen aller Art. Verwahrt wird der künstlerische Nachlass von August Julius Wredow (1804-1891), einem Schüler von Christian Daniel Rauch und Johann Gottfried Schadow, Hauptvertretern des Klassizismus.
Nachlass
Sammlungen
An der 1886 durch den Bildhauer Wredow gegründeten Zeichenschule erhielten Schüler und Handwerker Kunstunterricht. Die Stiftung wurde 1992 reaktiviert.
Wredow benötigte für seine künstlerische Aus- und Weiterbildung als Bildhauer Anschauungsmaterial, das man zur damaligen Zeit sammeln mußte. Wie die Wredow‘sche Kunstsammlung im einzelnen zusammengekommen ist, ist heute kaum noch nachvollziehbar. Wredows besonderen Sammelgebiete waren die deutsche Grafik vom 15. bis 19. Jahrhundert mit Werken von Dürer, Cranach und weniger bekannten niederländischen, italienischen und französischen Künstlern. Ab 1872 legte Wredow großen Wert auf Vielseitigkeit. Er kaufte Werke verschiedener Epochen und Stile. Sie sollten vor allem als Anschauungsmaterial für die Zeichenschule in Brandenburg dienen. In dieser Zeit legte er auch eine große Ornament-Sammlung an.
Nach Wredows Tod wurde die Kunstsammlung komplett an die Wredow‘sche Zeichenschule vererbt. Die schwierigen Jahre nach dem Ersten Weltkrieg führten zur Aufzehrung des Stiftungsvermögens. Die Sammlung blieb erhalten, aber mit teilweise großen Verlusten. Während der Schließung der Schule verwaltete das Städtische Museum die Sammlung. Nach Reaktivierung der Stiftung wurde der Bestand erfasst und in Sonderausstellungen einem breiten Publikum zugänglich gemacht.
Der Zeichenlehrer August Köpke gründete im Jahre 1870 die gewerbliche Zeichenschule in Brandenburg an der Havel. Deren Zielsetzung war es, Handwerkern, Gewerbetreibenden und Interessierten eine ansprechende materialgerechte Gestaltung von industriellen und handwerklichen Produkten zu lehren. Außerdem war ihm daran gelegen, den allgemeinen Kunstsinn zu fördern. Der Bildhauer Wredow unterstützte die Zeichenschule von Anbeginn mit Geld, Unterrichtsmitteln und Kunstgegenständen aus seiner Sammlung. So erhielt die im Bau befindliche Ausbildungsstätte 1872 den Namen ihres Stifters und nahm am 11. November 1878 im neuen Schulgebäude – am heutigen Wredowplatz 1 – den Unterricht auf.
Im Stiftungsstatut vom 12. Januar 1883 entwarf Wredow das Profil der Zeichenschule, welches am 16. März 1883 von der Stadtverordnetenversammlung bestätigt wurde.
Während der Kriegsjahre konnte der Unterricht nur eingeschränkt fortgeführt werden. Zwischen 1946 und 1990 war die Schule gänzlich stillgelegt. Erst am 13. September 1990 erweckt der Verein "Förderkreis Kunstschule Brandenburg" unter dem Gründungsmitglied Horst Wall die Einrichtung zu neuem Leben. Seit 1996 hat die Zeichenschule wieder ihren angestammten Sitz am Wredowplatz in Brandenburg an der Havel. Die Einrichtung befindet sich in der Trägerschaft der Stiftung Wredow‘sche Zeichenschule, das Gebäude ist Eigentum der Stiftung.
Die Wredow'sche Zeichenschule richtet sich heute hauptsächlich an Kinder und Jugendliche mit kreativem Interesse sowie an Handwerker der Region. Das Angebot der Schule ist modern und breit gefächert. Zeichnen, malen, plastisches und experimentelles Gestalten, Kommunikationsdesign und Grafik sind heute Inhalte des Unterrichts. Seit dem Jahr 2000 finden auch wieder Kurse für Handwerker statt. "Die Akademie für Gestaltung im Handwerk" wurde mit Erfolg angenommen.
Alfred Gotthold Meyer: Wredow, August Julius, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 44, Leipzig 1898, S. 253-256
Ethos & Pathos – Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, Katalog und Begleitband zur Ausstellung, Berlin 1990
Der Bestand enthält:
- Gemälde
- Skizzen
- Stiche
Ca. 3.000 Zeichnungen