Emil Nolde (1867–1956) gehört zu den bedeutendsten Malern des Expressionismus und war Mitglied der Anfang des 20. Jahrhunderts richtungsweisenden Künstlergruppe „Brücke“. In der Grenzgegend zwischen Deutschland und Dänemark als Hans Emil Hansen geboren, nannte er sich ab 1902 nach seinem Geburtsort, dem Dorf Nolde bei Tondern. Zunächst als Holzbildhauer und Zeichner ausgebildet, arbeitete er anfangs für Möbelfabriken, als Restaurator und unterrichtete gewerbliches Zeichen. Parallel dazu vertiefte er seine Ausbildung und erlernte u.a. an der Münchener Kunstgewerbeschule sowie der Akademie Julian in Paris neue künstlerische Techniken.
Mit seinen stark farbigen, flächigen, ausdrucksstarken Gemälden, den Aquarellen und Grafiken hatte Nolde nach und nach Erfolg. Seit 1926 lebte er mit seiner Frau Ada Vilstrup (1879–1946) die meiste Zeit des Jahres nördlich von Niebüll, wo nach seinen Plänen inmitten der schleswig-holsteinischen Natur das Haus Seebüll errichtet wurde. Der kubische, auf einer leichten Anhöhe liegende Backsteinbau ist von einem Garten umgeben, den das Ehepaar selbst gestaltet hat.
Obwohl Nolde Anfang der 1930er-Jahre die Einstellung der Nationalsozialsozialisten teilte, wonach „germanische“ Kunst allen anderen Stilrichtungen vorzuziehen sei, fiel er mit seinen unangepassten Werken später in Ungnade: Die Bilder galten als Paradebeispiel entarteter Kunst und brachten ihm Berufsverbot ein. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs konnte Nolde wieder uneingeschränkt arbeiten und ausstellen, wie z.B. auf der ersten documenta in Kassel 1955. Im Jahr seines Todes wurde die im Juni von ihm und seiner Frau Ada testamentarisch verfügte Stiftung errichtet. Sie hat den Auftrag, den Nachlass im Sinne des Künstlers zu verwalten, sein Werk der Nachwelt zu erhalten und weltweit zu vermitteln. Das ehemalige Wohn- und Atelierhaus wurde zu diesem Zweck als Museum mit jährlich wechselnden Ausstellungen eingerichtet.